Von Prof. Franz Moser (22.09.2001)
In diesem Beitrag wird die Ähnlichkeit zwischen einigen Konzepten des Kurses und der Denkrichtungen der modernen Physik aufgezeigt.
Franz Moser, geb. 1928, war Professor für Verfahrenstechnik an der Technischen Universität in Graz. Er verfolgte viele Jahre die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und stellte überraschende Übereinstimmungen zwischen diesen und den Lehren von Ein Kurs in Wundern fest. Nach seiner Meinung kann die wissenschaftliche Sichtweise eine wesentliche Hilfe zum Verständnis des Kurses bieten.
Über die grundsätzliche Übereinstimmung des Welt- und Menschenbildes von Ein Kurs in Wundern mit den Erkenntnissen der Wissenschaft im 20. Jahrhundert
Problemstellung
Für Studenten von Ein Kurs in Wundern mag dessen Welt- und Menschenbild irrational und schwierig zu erfassen sein, wenn wir unter anderem hören:
»In keinem einzigen Augenblick existiert der Körper überhaupt.« (T-18.VII.3-1)
»Denn Zeit und Raum sind eine Illusion, die verschiedene Formen annimmt.« (T-26.VIII.1-3)
»Es mag dich überraschen zu hören, wie sehr die Wirklichkeit sich von dem unterscheidet, was du siehst. Du bemerkst das Ausmaß dieses einen Irrtums nicht. Er war so riesig und so völlig unglaubwürdig, daß aus ihm eine Welt der totalen Unwirklichkeit hervorgehen mußte.« (T-18.I.5-1)
»Die Welt, die du siehst, ist eine Illusion von einer Welt.« (H-4.1:1)
»Ich bin verantwortlich für das, was ich sehe ... weder Zufall noch Versehen sind im Universum möglich.«(T-21.II.2:1-)
Diese Aussagen stehen im krassen Gegensatz zum heute noch weithin vorherrschenden mechanistisch-materialistischen Weltbild des 19.Jhdts. Die Wissenschaft des 20.Jhdts. insbesondere Quantentheorie, Theorie der Selbstorganisation, Chaos- und Paraphysik zeigen uns ein Welt- und Menschenbild, das dem des Kurses sehr nahe ist bzw. in völliger Übereinstimmung steht.
Im folgenden sollen beispielhaft einige Elemente dieses neuen wissenschaftlichen Weltbildes aufgezeigt werden, um die Übereinstimmung mit dem Kurs deutlich zu machen.
Was ist Materie?
Die Erkenntnisse der Physik und Quantentheorie zeigen uns, daß die Materie zu 99,99% aus leerem Raum besteht und daher nur eine verdichtete Form von Energie darstellt. So schreibt John Archibald Wheeler über Einstein´s Vision folgendes1:
»Einstein hielt stets an einer prophetischen Vision, jenseits seiner Arbeit und seinen Schriften fest: In der Welt gibt es nichts außer dem gekrümmten leeren Raum. Geometrie, ein wenig gebogen hier, beschreibt Gravitation. Ein bißchen anders gewellt dort, stellt sie alle Eigenschaften einer elektomagnetischen Welle dar. Wieder woanders erregt, zeigt sich das magische Material, Raum genannt, als Teilchen. Nichts Fremdes und »Physikalisches« ist im Raum eingebettet. Alles was ist, ist aus der Geometrie herausgestaltet.«
Logisch folgt daraus, wenn es den Raum als begrenzende Form nicht gibt, kann es auch die Zeit nicht geben, die ja nur zufolge einer Raumdifferenz entstehen kann.
Da nun die Makrowelt aus den Elementarteilen der Mikrowelt zusammengesetzt ist, kann man folgern: Die Quantentheorie beweist die metaphysische Dimension, in der es weder Raum noch Zeit gibt.
Was sind Raum und Zeit?
Das Einstein-Podolsky-Rosen (EPR) - Paradoxon2
Im Jahre 1935 postulierte Einstein dieses Paradoxon, das 1982 unter anderem von französichen Physikern eindeutig experimentell verifiziert werden konnte. Das Experiment geht von zwei Teilchen, z.B. Elektronen, aus, die aus einer gemeinsamen Quelle in gegenüberliegende Richtungen abgeschossen werden. Zufolge der Quantentheorie hat kein Teilchen eine definierte Position oder ein definiertes Moment, z.B. Spin, bevor es nicht gemessen wird. Wenn aber eine Messung des Moments von einem der Teilchen stattfindet, dann bringt diese Messung das andere Teilchen instantan in eine ganz bestimmte Position, ganz gleich wie weit die Teilchen voneinander entfernt sind, also auch wenn es auf der anderen Seite unserer Galaxie wäre. Daraus folgt: Auf der Ebene der Elementarteilchen existiert Nicht-Lokalität. D.h. es gibt den Raum als begrenzende Form nicht.
Logisch folgt daraus, wenn es den Raum als begrenzende Form nicht gibt, kann es auch die Zeit nicht geben, die ja nur zufolge einer Raumdifferenz entstehen kann.
Da nun die Makrowelt aus den Elementarteilen der Mikrowelt zusammengesetzt ist, kann man folgern: Die Quantentheorie beweist die metaphysische Dimension, in der es weder Raum noch Zeit gibt.
Gibt es die physische Welt?
Das Schrödinger´sche Katzenparadoxon
John Archibald Wheeler formuliert dieses Paradoxon wie folgt:3
»Kein Elementarphänomen ist ein Phänomen, bevor es nicht registriert, d.h. beobachtet wird.«
Daraus folgt: die physische Welt existiert nur, da sie sich ebenfalls aus Elementarprozessen zusammensetzt, solange und wenn eine Beobachtung durch die Sinne stattfindet. Ein Baum, ein Haus, ein Mensch, der nicht beobachtet wird, d.h. mit den Sinnen nicht wahrgenommen wird, existiert in diesem Sinne nicht, oder genauer: Er verbleibt in einer metaphysischen Dimension, die wir normalerweise nicht erkennen können. Wissenschaftlich würde man diese metaphysische Dimension als PSI-Welt, nach der Schrödinger´schen PSI-Funktion, bezeichnen können.
Die oftmaligen Hinweise in Ein Kurs in Wundern auf diese Situation, wie sie unter anderem im angegebenen Zitat im Handbuch aufscheinen, sprechen für sich.
Gibt es den Zufall?
Die Theorie der Selbstorganisation
Zufolge des heute geltenden mechanistischen Weltbildes entsteht Leben durch den Zufall und so ist auch unser Schicksal selbst dem Zufall unterworfen. Die Theorie der Selbstorganisation, entwickelt in den letzten 30 Jahren unter anderem von Manfred Eigen, Ilya Prigogine, Humberto Maturana, zeigt, daß Leben nicht durch den Zufall, sondern durch den Prozeß der Selbstorganisation entsteht. H. Maturana formuliert: »Wir erzeugen daher buchstäblich die Welt, in der wir leben, indem wir sie leben.« 4 D.h. nicht der Zufall regiert, sondern die Selbstorganisation mit der Selbsterschaffung des Schicksals, eine Ansicht, die schon immer im Buddhismus zu finden war und nun mehr auch in Ein Kurs in Wundern in der angegebenen Textstelle in wunderschöner Weise formuliert ist.
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John A. Wheeler "Einstein`s Vision" Springer Berlin 1968 S 52 ↩
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David Bohm "Wholeness and the Implicate Order", ARK London 1983 S 70 ↩
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John A. Wheeler "Law Without Law", in "Quantum Theory and Measurement" Princton 1983 S 184 ↩
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Humberto R. Maturana "Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit", Vieweg, Braunschweig 1985 S.269 ↩