Teilbeitrag zu »Die falsche Identität« von Allen Watson, gechrieben 2001
Eine sehr beliebte Form falscher Annäherung an das Ego, besonders in New-Age-Kreisen, ist, das Ego zu lieben. In diesem Ansatz wird das Ego mit unserem verwundeten inneren Kind verwechselt, das nur geborgen und geliebt sein will - und Nachsicht gegenüber seinen Anfällen und kindischen Begierden möchte. Ich beabsichtige nicht, die Arbeit mit deinem inneren Kind herabzusetzen. Das kann außerordentlich wertvoll sein, wie ich aus persönlicher Erfahrung weiß. Das Ego, jedoch, ist nicht dein inneres Kind. Das Ego ist nicht dein Freund (T-15.1:3:1,3), und es betrachtet deinen Geist als seinen »Feind« (T-4.III.3:1). Es ist nicht bloß verletzt und verwirrt, es ist mörderisch wahnsinnig (T-7.III.2:6), ein geistesgestörter Killer, versessen auf Rache (T-16.VII.3:1,2).
Die Attitüde der sanften Vergebung und des Fehlens von jeglicher Verdammung, die wir gegenüber unserem inneren Kind zeigen mögen, ist ebenfalls angemessen in bezug auf das Ego. Das Ego nicht zu beurteilen ist eine Schlüsselkomponente zur richtigen Umgehensweise mit ihm. Aber Toleranz, im Sinne von Verzeihen und Zustimmung zum Ego-Denken ist nicht angemessen. Unser Ziel im Umgang mit dem Ego muß sein, uns von ihm zu lösen, seinen Platz in unserem Geist zu verneinen und es abzulehnen, seinen Haß als einen wertvollen Teil unserer Identität zu akzeptieren. Unsere Identität ist Liebe, nicht Haß und Furcht.
Wir schauen auf des Egos Ärger, Furcht und Haß, und wir sagen: »Das muß nicht sein« (T-4.IV). Unsere Haltung ihm gegenüber ist weder Haß noch Liebe, sie ist neutral. Wir betrachten das Ego weder als gut noch als schlecht. Wir sehen vielmehr, daß das Ego schlicht bedeutungslos ist:
»Doch muß jede Versuchung, Magie als wahr zu akzeptieren, aufgegeben werden durch [unsere] Einsicht, nicht daß sie furchterregend ist, nicht daß sie sündig ist, nicht daß sie gefährlich ist, sondern einfach, daß sie bedeutungslos ist.« (M-16.10:8)
Anstatt das Ego zu lieben, indem wir ihm verzeihen, werden wir gelehrt, ihm gegenüber in unserem Geist zunehmend intolerant zu werden:
»Halte in deinem Geist Ausschau nach den Versuchungen des Ego, und laß dich von ihm nicht täuschen. Es bietet dir nichts. Wenn du erst einmal aufgehört hast, dir freiwillig so die Inspiration zu nehmen, wirst du feststellen, wie dein Geist sich sammeln, sich über die Erschöpfung erheben und heilen kann. Doch bist du den Forderungen des Ego gegenüber nicht genügend wachsam, um dich von ihnen loszumachen. Das muß nicht sein« (T-4.IV.6:1-4).