Satsang

Von Dietmar Focke, Oberhausen


Kaum vergeht heute ein Tag, an dem nicht irgendwo ein Satsang stattfindet. Offensichtlich gibt es einen großen Bedarf an »spirituellen Lösungen«. Aber was ist Satsang eigentlich?

In Satsang zu sein bedeutet, in die vollkommene Stille dessen einzukehren was IST. Das heißt, unser angelerntes Wissen zu ignorieren und stattdessen der Stimme des Herzens zu folgen, Es bedeutet zu erlauben, die »Wolkendecke« des Geistes gehen zu lassen und sich dem Göttlichen zu öffnen.

Satsang ist die Begegnung in der absoluten Wahrheit unseres Seins, in der Stille. Begegnung des Selbst mit dem Selbst.

Formeller Satsang bedeutet die Einladung in Gegenwart eines erwachten Menschen anzunehmen, den denkenden Geist vollkommen anzuhalten, still zu sein und zu erfahren, was seit jeher still, gegenwärtig und unberührt war, ist und sein wird.

All das, was an Konzepten von Ich, Mein und Mir und dem damit verbundenen Leiden vorhanden ist: Die Identifikation mit Vorstellungen und Wünschen sterben zu lassen, ist die Herausforderung.

Satsang eröffnet die Möglichkeit, in der klaren Begegnung mit Erfahrungen und Gefühlen still und unbewegt zu bleiben. DAS zu erkennen und sich DEM vollkommen hinzugeben, was schon immer unangetastet von allen Erfahrungen und Phänomenen ist, die Wahrheit unseres Seins. Das Selbst in Frieden.

In Satsang argumentieren, diskutieren und philosophieren wir nicht, den DAS kann mit Worten nicht erklärt, intellektuell nicht verstanden werden.

Dennoch können wir aus der Stille, der Wahrheit miteinander sprechen und erforschen, welchen Grund es gibt, nicht in Stille, Liebe und Frieden zu sein, nicht Deinen Alltag als Satsang zu erkennen und was Dich davon abhält, das zu sein, was Du bist - nämlich nicht die Person, die Du glaubst zu sein, nicht der Körper - einfach »nur« Sein, unendliches immerwährendes und unsterbliches Bewußtsein.

Alles was Dich davon abhält, das zu erkennen, was Du tatsächlich bist, ist die Illusion des Ich. Ein Konzept einer Ich-Persönlichkeit, das zur Spaltung und Trennung führt. Dieses Konzept äußert sich täglich in Form von Wünschen entsprechend der individuellen Vorstellung von Glück und Zufriedenheit. Gleichzeitig reicht es aber auch tief in den Wunsch einer spirituellen Welt, dem nach Hause kommen, Ekstase, phänomenalen Erscheinungen und außergewöhnlichen Erfahrungen,..... genannt Erleuchtung. Ein erneutes Missverständnis!

Alle diese Missverständnisse, entstanden aus dem sich ständig selbst bestätigendem »ich«, gewachsen zu einer menschlichen Konditionierung, auszuräumen, ist die Einladung im formellen Satsang.

Denn wohin dieser ganz normale Wahnsinn Dich und den größten Teil der Menschheit gebracht hat ist offensichtlich.

All das bedeutet aber nicht, den Verstand zu verdammen, sondern auch ihn als wunderbares, göttliches Werkzeug zu respektieren. Ebenso erkennt er aber in sich selbst die Grenzen seiner Denk- und Verstehensmöglichkeit und ist bereit, sich dem göttlichen Mysterium des sich selbst trageden Selbst zu überlassen.

Erwachen bedeutet auch, nicht alle Gefühle oder emotionalen Erfahrungen zu ignorieren und sie durch eine scheinbare Stille zu ersetzen. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht Vermeidung, sondern fühlen, erfahren und in ganzer Tiefe erleben ist das, wie sich dann das gesamte göttliche Mysterium zeigt. In dieser vollkommenen Begegnung mit allem was IST entfaltet sich immer tiefer und tiefer DAS!