Unser Problem ist die Identifizierung mit dem Ego

Teilbeitrag zu »Die falsche Identität« von Allen Watson, gechrieben 2001
Eine der vielen Weisen, wie der Kurs unser wesentliches spirituelles Problem beschreibt, ist, zu sagen, es sei »ein Fehler in Bezug auf ... das, was du wirklich bist« (T-26.VII.11:14). Dies ist eine gute Beschreibung des Ego: »Das Ego ist ein Fehler in Bezug auf das, was wir wirklich sind.«

Unsere wahre IDENTITÄT ist der CHRISTUS, der wahre SOHN GOTTES. Dies hat sich nie geändert. »Die Wahrheit über dich ist so erhaben, daß nichts, was GOTTES unwürdig ist, deiner würdig ist«(T-9.VII.8:4). Wie also kam es dann dazu, daß wir uns mit etwas identifiziert haben, das so viel weniger ist als diese erhabene IDENTITÄT?

Es begann, sagt der Kurs, als wir uns entschieden haben, die uns von Gott gegebene Identität zurückzuweisen, weil dies bedeutet, daß unser Wesen abgeleitet und nicht ursprünglich ist; Gott war unser Schöpfer, und nicht wir. Wir wollten eine neue Identität, die wir selbst erschaffen haben. Dies war natürlich nicht möglich, denn wie könnten wir unser eigener Vater werden? Ungeachtet dessen, daß dies unmöglich ist, glaubten wir, wir hätten es vollbracht.

Durch den gesamten Kurs hindurch finden wir Bezugnahmen auf unsere IDENTITÄT, in Großbuchstaben geschrieben. Diese beziehen sich auf unser wahres SELBST, wie GOTT uns erschaffen hat, ein SELBST, das »unverändert, unveränderlich und unwandelbar«(Ü-I.190.6:5) ist. Wir aber haben die QUELLE unserer Schöpfung verleugnet (H-7.6:4) und versucht, die uns gegebene IDENTITÄT zu verlieren (Ü-II.229.1:5). Wir haben unsere IDENTITÄT verleugnet (Ü-I.191.2:3). Wir haben das Bewußtsein unserer IDENTITÄT verloren (T-18.VI.2:3), sogar vergessen, was unsere IDENTITÄT ist (Ü-I.56.5:3).

Wir haben nicht nur unser wahres SELBST und die Erinnerung daran verloren, sondern auch unsere wahre IDENTITÄT durch ein Selbstbild ersetzt, das wir von uns gemacht haben (Ü-I.56.2:3; Ü- II.283.1:1): das Ego. Dies war ein »schrecklicher Fehler«über uns selbst (B-2.8:1,2). Schlimmer noch, wir haben nicht nur ein Bild von uns gemacht, sondern uns völlig mit dem Ego identifiziert (T-4.III.4:1). Wir waren davon überzeugt, daß wir das Ego sind (T-13.II.1:4). Da gibt es vielleicht einen verborgenen Teil in uns, der nicht immer mit dem Ego übereinstimmt, aber dies gibt uns bestenfalls die Vorstellung, eine irgendwie gespaltene Identität zu haben (Ü-I.97.1:5), zwei »Selbste«, die sich miteinander im Krieg befinden.

Unser Problem ist nicht einfach, daß jeder von uns ein Ego hat, sondern daß wir meinen, wir sind das Ego. Wir identifizieren uns mit ihm. Wenn unser Ego triumphiert, fühlen wir uns gut, wird unser Ego angegriffen, fühlen wir uns schlecht. Tut unser Ego etwas Schlechtes, fühlen wir uns schuldig. Wir sind so sehr gewohnt, uns mit dem Ego zu identifizieren, daß wir sogar versuchen, unser Ego vom Standpunkt des Ego aus zu überwinden. Das ist ein bißchen so, als wollten wir unserer eigenen Beerdigung beiwohnen. Es kann nicht funktionieren.

Die meisten von uns erkennen nicht das Ausmaß unserer Identifizierung mit dem Ego. Viele Schüler des Kurses neigen dazu, das Ego als eine dunkle Macht irgendwo in uns selbst aufzufassen, wobei dieses »Selbst« das ist, was wir wirklich sind. Dieses Bild trifft aber keinesfalls den Kern. Genau das »Selbst«, von dem wir denken, daß wir es sind, diese individuelle Unterscheidung von anderen Individuen, diese »Persönlichkeit« die unseren Namen trägt und unseren Körper bewohnt, dieses »Ich«, das irgendwie vom »Du« getrennt ist – das ist das Ego. Das »Ich«, das scheinbar einen eigenen Willen hat, getrennt und unterschieden von deinem und dem GOTTES – das ist das Ego.

Das Ego ist nicht unser »Selbst«, es ist das Nichtbewußtsein unseres SELBST. Es ist ein Phantasiegebilde, eine Illusion, die den Platz unseres SELBST eingenommen hat, als wir das Bewußtsein SEINER verriegelt haben. Das Ego ist tatsächlich nicht mehr als eine Trennung von unserem wahren SELBST. Es ist nur ein Glaube, ein Gedanke in unserem Geist. Es hat aus sich selbst heraus keinerlei Existenz.

Der Kurs beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Ego, weil wir uns mit ihm identifiziert haben. Die meisten Menschen haben das Ego im Sinn, wenn sie an sich »selbst« denken, und keinesfalls unsere wahre IDENTITÄT. Das Ego existiert jedoch nicht wirklich! »Das Ego ist nichts weiter als ein Teil deiner Überzeugungen über dich«(T-4.VI.1:6) Wir sind reiner Geist. (Ü- I.158.1:2) Es ist nur eine Einbildung, nichts weiter als ein Gedanke in diesem Geist. Es ist ein »Irrtum in deiner Selbsteinschätzung«:

»[Du und das Ego ] begegnet euch bei einem Fehler, einem Irrtum in deiner Selbsteinschätzung. Das Ego verbindet sich mit einer Illusion von dir, die du mit ihm teilst. ... Das Ego verbindet sich mit nichts, da es nichts ist.« (T-23.I.3:4, 5, 9).

Das Ego ist »nichts«. Es hat nicht dieselbe Existenzebene wie unser eigentliches SELBST. Wir sind nicht »zwei Selbste, die miteinander in Konflikt sind« (T-16.III.6:1). Es gibt nur ein SELBST, das andere Selbst, das Ego, hat keinerlei Realität. Wir haben den »...Beweis, daß das Ego niemals war und niemals sein kann«(T-13.I.2:4). Der Abschnitt über das Ego in der »Begriffsbestimmung« am Ende des Handbuchs ist außerordentlich entschieden zu diesem Thema:

»Wo Dunkelheit war, sehen wir jetzt Licht. Was ist das Ego? Das, was die Dunkelheit war. Wo ist das Ego? Dort, wo die Dunkelheit war. Was ist es jetzt, und wo kann es gefunden werden? Nichts und nirgendwo. Jetzt ist das Licht gekommen: Sein Gegenteil ist ohne jede Spur vergangen. Wo Böses war, da ist jetzt Heiligkeit. Was ist das Ego? Das, was das Böse war. Wo ist das Ego? In einem bösen Traum, der nur wirklich schien, während du ihn träumtest. Wo Kreuzigung war, da steht jetzt GOTTES SOHN. Was ist das Ego? Wer braucht zu fragen? Wo ist das Ego? Wer braucht nach einer Illusion zu suchen, jetzt, da Träume vergangen sind?« (B-2.6:1- 18)

Du bist nicht dein Ego

Trotz aller Betonung, die der Kurs auf das Ego legt, auf dessen Beobachtung, auf das Begreifen seiner unredlichen Natur und das Herausstellen seiner verborgenen Strategien, ist er in bezug auf eine Tatsache völlig klar:Du bist nicht dein Ego. Einige Zitate werden genügen:

»... weil das Ego nicht du ist«(Ü-I.25.2:2).
»... daß du kein Ego bist und daß mehr als ein Ego in dir sein muß«(T-14.X.5:5).
»...daß du und dein Ego nicht identisch sein können.« (T-4.VI.3:6).

Dies sollte als eine extrem gute Nachricht bei jedem Schüler des Kurses ankommen, insbesondere nachdem wir begonnen haben, Mord, Wut, Betrug und Boshaftigkeit aufzudecken, die im Herzen unseres eigenen Egos liegen! Die Fähigkeit, zwischen dem Ego und uns selbst zu unterscheiden, ist wesentlich für die Selbst-Vergebung. In einem treffenden Abschnitt erklärt der Text: »Wenn du dich schuldig fühlst, erinnere dich, daß das Ego in der Tat gegen die Gesetze GOTTES verstoßen hat, du aber nicht« (T-4.IV.5:1). Das Ego ist nicht, was du bist! Das Ego ist ein psychologischer Krebs, ein außer Kontrolle geratener Gedanke innerhalb des Geistes. Es definiert dich nicht. Es ist nicht dein SELBST.